Als Künstlerin hab ich naturgemäss schon des öfteren verschiedene Kunstmessen besucht, aber diesmal bin ich nicht als Künstlerin sondern als Food-Bloggerin zur Vienna Contemporary eingeladen worden – und zwar von Christine Friedreich, die seit nun 6 Jahren diese Kunstmesse in den Bereichen Bereichen VIP-Hospitality/Events, Sponsoring und Catering betreut. Der Deal war, das ich gemeinsam mit einer Begleitperson das kulinarische Angebot der Messe testen darf und im Gegenzug dafür darüber auf meinem Blog berichten werde (was hiermit geschieht).
Mein Mann und ich haben uns also gleich am ersten Tag der Messe zu Mittag auf den Weg in die Marx Halle gemacht und unser Plan war folgender: Essen/Trinken – Kunst anschauen – Essen/Trinken – Kunst anschauen – Essen/Trinken – Heimgehen. Warum dreimal Essen/Trinken ? Weil es drei unterschiedliche Cateringpartner gab, hier in der Reihenfolge, in der wir getestet haben:
- IKI: Das japanisch-asiatische Restaurant (in Kooperation mit dem „Mochi“ konzipiert) befindet sich am Erste Campus, gleich neben dem neuen Hauptbahnhof.
- Zum Schwarzen Kameel: Feinkosthandlung, Buffet und Restaurant befinden sich in der Bognergasse 5 im 1. Bezirk.
- Motto Catering: Das Motto kann man in Wien gleich an mehreren Orten finden. Das Restaurant und die Bar in der Schönbrunner Strasse 30; das HALLE Café Restaurant im Museumsquartier am Museumsplatz 1 und das Motto am Fluss am Schwedenplatz 2, Franz Josefs Kai / Vorkai.
Also ich fang jetzt gleich mit dem ersten Essen/Trinken im IKI an. Dank eines Lageplans der riesigen Hallen und der Beschriftung am Boden waren wir rasch an unserem ersten Ziel →
Was uns gleich sehr beeindruckt hat, war die Dame am Anfang der Theke, die fast jedem neuen Gast einzeln erklärt hat, was es alles gibt und wo man was findet und wie das alles überhaupt so funktioniert … →
… und natürlich auch die schönen Blumen überall →
Was uns am Ambiente gar nicht gefallen hat, war der Monitor an einer Wand, in der durchgehend Werbung für die Erste Bank und für das Webbanking lief. Es mag verständlich sein, dass die Erste Bank hier Werbung anbringen will, aber ich finde, beim Essen geht so etwas gar nicht, zumindest nicht in Form von bewegten Bildern, auf die man unweigerlich schauen muss. Das erinnert an eine billige Kneipe, in der dauernd ein Fernseher läuft.
Aber jetzt zum Essen. Man hat uns erklärt, dass die vegetarischen Maki, die fertig in Takeaway-Boxen angeboten wurden, schon um 10h am Vormittag vorbereitet worden sind. Also haben wir davon abgelassen und ganz neidisch auf die wirklich richtig frische Zubereitung der nicht-vegetarischen Varianten geschaut →
Somit fiel uns die Entscheidung leichter, wir haben uns die restlichen zwei vegetarischen Angebote bestellt: Edamame und Tofu Curry Don.
Wikipedia klärt mich (im Nachhinein) darüber auf, was Edamame jetzt ganz genau ist:
Die japanische Bezeichnung Edamame (枝豆) bedeutet etwa Bohnen am Zweig; mit ihr werden sowohl die noch unreif geernteten Sojabohnen selbst bezeichnet als auch das daraus zubereitete Gericht.
IKI serviert diese Bohnen mit Kren (= Meerrettich) und Salz, was ich für eine sehr gelungene Kombination halte. Man isst nur die Bohnen und bekommt ein Schälchen für die übrig gebliebenen Schalen. Eine freundliche Dame vom Personal hat uns erklärt, dass man die Schalen auch essen könnte, dass sie also nicht giftig sind. Wir haben es gleich probiert (weil wir es halt immer ganz genau wissen müssen) und sind zu dem Schluss gekommen, dass es doch eine sehr gute Idee ist, dieses kleine Schalen-Schälchen zu haben ! →
Vom Tofu Curry Don waren wir leider recht enttäuscht. Auf der Karte stand: japanisches Curry | Tofu | Brokkoli | Koriander | Erdnüsse, aber dass auch Champignons (aus der Dose ?) in diesem Gericht sind, kann damit keiner wissen. Also: bitte entweder die Champignons weglassen, oder diese auch in der Beschreibung mutig erwähnen ! Die Tofu Stücke hat man an einer Hand abzählen können, es gab unserer Meinung nach überdurchschnittlich viel Reis dazu und die Sauce war etwas zu sehr mit Stärke eingedickt (gestreckt ?). Alles in allem ist dieses Tofu Curry Don zwar essbar, aber nicht unbedingt ein Gericht, für das ich extra in ein Lokal gehen würde →
Zum Trinken haben wir uns zwei Homemade Lemonades bestellt: Himbeer-Basilikum und Ingwer-Zitrone. Beide waren sehr zart, also nicht zu süss und nicht zu intensiv. Ich kann mir vorstellen, dass man so etwas an einem heissen Sommertag literweise trinken möchte.
Nach dem ersten Essen/Trinken sind wir dann zum ersten Kunstgenuss übergegangen. Ich hab mich sehr gefreut, unter den vielen ausgestellten Kunstwerken die Arbeit Rastos (1997) von Pedro Tudela zu entdecken. Er macht, neben seiner Arbeit als Künstler, gemeinsam mit Miguel Carvahlhais elektronische Musik unter dem Namen @c. Seit 2001 arbeite ich mit den beiden gemeinsam an Audiovisuellen Live Performances und Installationen, aber diese finden abseits von Kunstmessen statt →
Nach einer geballten Ladung Kunst bei dieser Messe braucht man ganz einfach sehr bald mal einen Kaffee. Dazu haben wir den runden Stand vom Schwarzen Kameel besucht →
Dort gab zwei verschiedene Typen Brötchen – Taditionelle Spezial und Die Schwarzen Kameel Klassiker – und Süsses Allerlei zu Auswahl. Zusätzlich gab es noch Mini-Topfengolatschen und Mini-Mohnschnecken. Bei der grossen Auswahl an Brötchen haben wir nur drei entdeckt, in die nicht ganz offensichtlich irgendeine Art von Fleisch oder Fisch involviert war. Leider gab es keinerlei schriftliche Erklärung, was denn jetzt genau auf den Brötchen drauf war und ich kann mir vorstellen, dass das Personal am Ende der Messe schon etwas müde sein wird, zum x-ten Mal zu erklären, was genau auf einem Diplomaten-Brötchen ist. Wir wollten dann einfach nicht nerven und nachfragen, was auf den drei (wahrscheinlich) vegetarischen Brötchen wirklich drauf war, weil zum Kaffee passt etwas Süsses ohnehin besser als ein Brötchen mit einem gelben, rosafarbenen oder grünen Aufstrich.
Der Kaffee war hervorragend (was mir in Wien schon recht erwähnenswert scheint), aber die Mini-Mohnschnecke war leider schon etwas trocken und das in etwa 3×3 cm grosse Süsse Allerlei war mit einem Bissen weg, also frag ich mich gerade, ob ich darüber überhaupt schreiben soll… hm, ich lass es mal bleiben 😉 →
Nach dem Kaffee waren wir auch wieder wach genug für die zweite Etappe Kunst. Mich haben natürlich generell die abstrakten Arbeiten am meisten interessiert – und davon gab es auf der Vienna Contemporary eine ganze Menge, wie zum Beispiel hier die beeindruckenden Wooden Cubes (early 1970s) des ungarischen Künstlers Ferenc Lantos →
Und ganz ganz besonders hat es mich gefreut, dass Arbeiten von Vera Molnar endlich, nach so vielen Jahrzehnten, nun auch die verdiente Aufmerksamkeit bekommen !!! Sie ist eine der ersten wirklichen Pioniere von Computerkunst und Algorithmischer Kunst. Bis heute verstehen leider erst einige wenige, dass auch wenn man mit Code und Mathematik als Grundmaterial arbeitet, man trotzdem dieselben kreativen Prozesse durchläuft wie jeder andere Künstler auch →
Nach vielen vielen vielen weiteren Kunstwerken waren wir nach etwa vier Stunden nicht mehr wirklich aufnahmefähig – das heisst, geistig waren wir nicht mehr aufnahmefähig. Körperlich waren wir durchaus noch aufnahmefähig, nämlich für unser wohlverdientes Abendessen. Als dritte und letzte Station für unser Essen/Trinken haben wir das Motto Catering gewählt: einerseits, weil es die meisten vegetarischen Optionen hatte und andererseits, weil dort wirklich alles sehr lecker ausgesehen hat →
Wir haben uns für die Kürbis-Gnocchi mit Waldviertler Schafskäse entschieden und haben es keine Sekunde bereut. Die zusätzlichen Hokkaido-Kürbisstücke waren sehr intensiv im Geschmack, das ganze Gericht hatte ein leichtes Raucharoma und die Micro-Greens haben dem Gericht auch optisch den letzten Schliff gegeben. Und ausserdem fanden wir es toll, dass der Schafskäse aus dem Waldviertel nicht so einen weiten Weg wie sonst üblicher Schafskäse bis in unseren Bauch gebraucht hat →
Als Nachspeise haben wir uns ein Tartelette mit Calamansi bestellt, alleine auch deswegen, damit mehr Calamansi in dieser Stadt verbraucht wird und wir nicht die Einzigen zu sein scheinen, die Calamansi-Saft im Grosshandel kaufen und deswegen immer auf das Ablaufdatum schauen müssen. Aber jetzt im Ernst: das Dessert war genauso lecker wie es aussieht →
Und zur Feier des Tages haben wir uns dazu ein Glas perlenden Schaumwein und ein Glas Champagner gegönnt. Damit haben wir unseren Besuch bei der Vienna Contemporary und bei den drei Cateringpartnern unserer Meinung nach erfolgreich beendet.